Nach einem Bericht von tagesschau.de vom 14.02.2024 sind die deutschen Plastikmüll-Exporte nach Asien 2023 um 51.000 Tonnen auf rund 158.000 Tonnen gegenüber 2022 gestiegen. Naturschützer weisen zurecht darauf hin, dass Vorschriften und Kontrollen v.a. in ärmeren Ländern oft nicht ausreichend sind, sodass ein Teil des Kunststoffmülls nicht ordnungsgemäß recycelt, sondern mit niedrigen Umweltstandards verbrannt, deponiert oder in die Natur entsorgt wird. Aus diesem Grund fordert der „Bund Naturschutz in Bayern e.V.“, deutschen Plastikmüll nicht ins Ausland zu exportieren, sondern im eigenen Land zu recyceln.
Auch wenn die Zahl des exportierten Kunststoffmülls seit 2008 insgesamt stark rückläufig ist – 2013 waren es noch 1.325.000 Tonnen, 2023 mit rund 685.000 Tonnen fast 50% weniger – sind es immer noch sehr große Mengen an v.a. Kunststoff-Einwegverpackungen, die Jahr für Jahr ins nahe und ferne Ausland exportiert werden und gerade in ärmeren Ländern Umwelt und Gesundheit der Menschen stark belasten.
„Die verständliche Empörung auf derartige Meldungen darf nun aber nicht dazu führen, Kunststoffabfälle nicht mehr zu trennen und mit dem Restmüll zu entsorgen. Die Folge davon wäre, dass diese Wertstoffe verbrannt und nicht recycelt werden. Bei der Verbrennung von Kunststoffmüll entsteht das Treibhausgas CO2 sowie weitere Luftschadstoffe. Zudem muss die giftige Schlacke bergmännisch eingelagert werden“, so Dorit Zimmermann vom „Bund Naturschutz in Bayern e.V.“
Wie Rüdiger Weiß vom „Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e.V.“ auf Anfrage des BN mitteilte, werden mehr als 97% der deutschen Kunststoffabfälle aus dem Gelben Sack/der Gelben Tonne/dem Depotcontainer entweder in Deutschland oder anderen EU-Staaten verwertet. Dabei könne man sich darauf verlassen, dass sich Anlagenbetreiber im In- und Ausland nach deutschen Richtlinien von Sachverständigen zertifizieren lassen und festgeschriebene Standards beim Recycling einhalten. Dabei, so Rüdiger Weiß, wurden 2022 67,5%, das sind 4,5% über der gesetzlichen Mindestvorgabe von 63%, aller Kunststoffverpackungen aus dem Gelben Sack/der Gelben Tonne/dem Depotcontainer recycelt und zu neuen Verpackungen oder sonstigen Kunststoffprodukten wiederverwertet. Das spart fossile Rohstoffe, die aufgrund der zunehmenden Erderwärmung im Boden bleiben müssen, sowie CO2 und Energie.
Das Öko-Institut in Freiburg hat berechnet, dass durch das Recycling von Kunststoff, Glas, Papier und Pappe in Deutschland jährlich rund 3,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Das entspricht den Emissionen der Stadt Bonn im gleichen Zeitraum.
Nach Angaben des AWM (Abfallwirtschaftsbetrieb München) entsorgen Münchner Bürger*innen mehr als 10% ihrer Kunststoffabfälle in die Restmülltonne – zwei Drittel davon Verpackungen.
Traurige Tatsache ist, dass die Kunststoffabfälle in Deutschland im Laufe der letzten Jahrzehnte kontinuierlich zugenommen haben. Waren es 1995 noch 1,56 Tonnen, sind es mittlerweile über 6 Mio. Tonnen – der größte Teil Verpackungen. Und so überrascht es nicht, dass die Bilanz nach einem Jahr Mehrwegangebotspflicht mehr als dürftig ausfällt: Lediglich 1,6% der 14,8 Milliarden Getränke und Speisen, die 2023 in Deutschland to go verkauft wurden, gingen in einem Mehrwegbehältnis über die Theke. Deshalb unser Appell an alle Bürger*innen: Vermeiden Sie Einwegverpackungen, nehmen Sie Ihr eigenes Behältnis mit, greifen Sie zu Mehrwegvarianten und geben Sie Einwegverpackungen den Korb. Und bedenken Sie: Papier oder Pappe sind keine umweltfreundliche Alternative zu Plastikbechern, denn Bäume sind kein Wegwerfprodukt. Die einzig wahre Lösung des Plastikmüll-Problems heißt: vermeiden, statt recyceln oder gar wegwerfen.
Mehrweg spart Verpackungsmüll. Das ist gut für Umwelt und Klima.